Ergebnisbericht „Bürgerdelphi Keimbahntherapie“

Im Rahmen der Berlin Science Week wird am 6. November der Ergebnisbericht des Projektes vorgestellt. Der Bericht fasst die zentralen Ansichten und Empfehlungen sowie offene Fragestellungen der Teilnehmenden zusammen.

Abschlussbericht "Bürgerdelphi Keimbahntherapie"In Kürze:

  • In Bezug auf eine künftige rechtliche Regulierung der Keimbahntherapie sprechen sich die Teilnehmenden in diesem mehrheitlich dafür aus, das bestehende Verbot der Grundlagenforschung zur Keimbahntherapie in Deutschland zu lockern, damit Deutschland eine aktive Rolle bei der internationalen Regulierung der Keimbahntherapie spielen kann.
  • Gleichzeitig unterstützen die Teilnehmenden die an die Bundesregierung und den Deutschen Bundestag gerichtete Forderung, sich für international verbindliche Regeln für mögliche Keimbahninterventionen beim Menschen einzusetzen.
  • Die Chancen, welche die Keimbahntherapie mittel- bis langfristig eröffnet, wurden als mäßig bis deutlich relevant beurteilt.
  • Unbekannte Risiken und biologische Risiken von Keimbahninterventionen wurden als relevant vor allem für den Einsatz in der Therapie erachtet, nicht so sehr jedoch in Bezug auf die Entscheidung über die Zulassung von Grundlagenforschung.
  • Ein Missbrauch der Keimbahntherapie (in Form des Überschreitens von gesetzlich vereinbarten Regeln oder in Form politischer Instrumentalisierung) wurde als sehr wahrscheinlich erachtet.
  • Die Teilnehmenden waren der Meinung, dass die Ausweitung von sozialer Ungleichheit auf eine genetische Ungleichheit – etwa durch das Auslöschen genetischer Defekte via Keimbahnintervention gegen eine Bezahlung – eine wahrscheinliche Entwicklung darstellt.
  • Fast einhellig positionierten sich die Teilnehmenden dabei ablehnend gegenüber Möglichkeiten eines solchen genetischen „Enhancements“.

„Zukünftig wird die Wissenschaft mehr und mehr schwierige Fragen dieser Art aufwerfen“, sagt Professor Annette Leßmöllman vom Institut für Germanistik, die das „Bürgerdelphi Keimbahntherapie“ von Seiten des KIT verantwortet. „Wichtig ist, dass die Bürgerinnen und Bürger, die Möglichkeit haben mitzudiskutieren und diese auch nutzen. Denn sie sind es, die mit ihrer Wahlentscheidung oder mit Bürgerbegehren Einfluss auf politische Entscheidungen nehmen.“ Die Erfahrung mit dem Bürgerdelphi habe gezeigt, dass Laien durchaus in der Lage sind, sich kompetent zu positionieren, wenn sie angemessen informiert werden. Ein entscheidendes Ergebnis des Projektes sei in diesem Zusammenhang auch ein Appell an die wissenschaftliche Gemeinschaft, besser über den Stand der Forschung aufzuklären und allgemeinverständliche Informationen bereitzustellen.